Architektur

Die erarbeiteten Vorschläge in Bezug auf das Gebände/die Architektur lassen sich aufteilen in: 1. Leitgedanken für den gesamten Umgestaltungsprozess, 2. Vorschläge die Eingriffe in bestehende Bausubstanz und Außenraum bedeuten, 3. Bereitstellung zusätzlicher Flächen, 4. Anforderungen an die Sanierung

Hintergrund: Anmerkungen aus dem bisherigen Prozess

Es werden Eingriffe in die Fassade vorgeschlagen, die in Teilen den derzeitigen Vorgaben des Denkmalschutzes deutlich widersprechen könnten. In der Praxis ist es durchaus üblich, dass der Denkmalschutz radikalen Kontrasten oder Eingriffen in die Fassade zustimmt, solange die Substanz nicht zerstört wird und ein erkennbarer inhaltlicher Bezug zwischen dem Gebäude und der vorgenommenen Intervention besteht. Hierfür seien das Jüdische Museum, das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden oder das Besucherzentrum auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg genannt. Inwieweit den Eingriffen von Seiten des Denkmalschutzes widersprochen oder zugestimmt wird, ist heute noch nicht abzusehen, da ein erforderliches Denkmalgutachten erst noch erstellt werden muss.

 

1. Leitgedanken

Das Gebäude als Ganzes entwickeln

Da das spartenübergreifende Arbeiten als spezifisches Arbeitsprinzip vorgesehen ist und die Einrichtung von Agora/Forum/Denkfabrik, kann das Gebäude nur als Ganzes gesehen und entwickelt werden.

 

Hintergrund: Anmerkungen aus dem bisherigen Prozess

Eine Zuordnung von Gebäudeteile zu bestimmten Sparten widerspricht den in den Workshops entwickelten Konzepten

 

Offenheit

Als Referenzmodell für ein offenes Gebäude, das die Stadt nach innen holt und einen Kontext mit ihr nach außen bildet, wurde die Bauakademie von Karl Friedrich Schinkel genannt. Ihre Grundidee: Sie verband Forschung und Lehre, hatte eine Bibliothek und ein Archiv sowie Flächen für die Produktion und Präsentation von Kunst und Kulturgütern. Im Erdgeschoss befanden sich Verkaufsräume eines Kaufhaus und Geschäfte, die hochwertige Kunst und Kulturgüter anboten. Darüber befanden sich Wohnräume. Sie war ins Leben der Stadt integriert.


Inspiration und Reflexion

Der Kulturstandort soll ein Ort der Inspiration und Reflexion sein. Dies soll durch nicht milieuaffine Irritationen erreicht werden. Als Beispiel dafür wurde die Einrichtung eines Streichelzoos auf dem Areal vorgeschlagen.

 

2. Vorschläge die Eingriffe in bestehende Bausubstanz und Außenraum bedeuten

Offenheit, Aufenthaltsqualität, Nachhaltigkeit

Die Entstehung des Gebäudes in der NS-Zeit, sein Bezug zur Propaganda der NS-Zeit sowie die Nutzung als Münzprägeanstalt und Ministerium prägten seinen geschlossen, abweisenden Charakter. Demgegenüber stehen nun die Forderungen nach Offenheit und Zugänglichkeit sowie der Wunsch nach Aufenthaltsqualität. Hierfür werden Eingriffe in die Substanz und Veränderungen vorgeschlagen, die den Charakter des Gebäudes umformen. Um Orte zum Verweilen und einen Spazierweg durch das Areal zu schaffen, wird vorgeschlagen, das Gebäude für eine Durchwegung aufzubrechen, einen grünen Innenhof anzulegen und die Fassaden zu begrünen.

Gebäude als Symbol der Durchdringung von innen und außen

Das Gebäude soll als Symbol für das Verhältnis von innen und außen – eine räumliche Durchdringung – erscheinen. Dazu sollen Fassade und Innenraum den Kunstschaffenden vor Ort zur Mitgestaltung freigegeben werden. Die Entwicklung des Gebäudes zu einem neuen Kulturstandort soll nach außen in Form künstlerischer Interventionen sowie durch kämpferische Symbole an der Fassade spürbar gemacht werden. Dies wurde beispielhaft in Zeichnungen dargestellt:

  • Anbringen der vollplastisch herausgearbeiteten Skulptur eines Boxers an der Fassade des Wohnhauses am Spreeufer
  • Anbringen von Aufschriften an der Fassade zur Spree
  • Aufsetzen von Schriftbändern auf dem Dach des Gebäudeflügels zum Molkenmarkt und zum Mühlendamm
  • Anbringen großformatiger Kunstwerke an der Fassade des einstigen Hauptzugangs am Mühlendamm 

3. Vorschläge zur Bereitstellung zusätzlicher Flächen

Überdachung mit einer Stahl-Glas Konstruktion 
Da ein hoher Raumbedarf besteht, wurden Vorschläge erarbeitet, wie mit der bestehenden Substanz zusätzliche Flächen geschaffen werden können. Hierfür wurde die Arbeit mit Glas vorgeschlagen: Eine über dem gesamten Gebäudekomplex errichtete Stahl-Glas Konstruktion könnte die nutzbare Fläche erheblich vergrößern.


Außenraum nutzen: Flächen am Spreeufer

Zusätzlichen Flächen- und Attraktivitätsgewinn bietet die Einbeziehung des Uferbereiches am Roland-Ufer. Hier wird die Einrichtung von Gastronomie vorgeschlagen.

Hintergrund: Anmerkungen aus dem bisherigen Prozess

Die von den Teilnehmenden vorgeschlagene Gastronomie steht in einem Gegensatz zur vorab ins Gespräch gebrachten gastronomischen Einrichtung eines hochwertigen Restaurants, das Gewinne erwirtschaftet und den Kulturstandort finanziert. Diese Flächen wären der gewinnorientierten Vermietung des Veranstalters entsprechend einer zahlungskräftigen Zielgruppe vorbehalten. Dadurch jedoch entstünde eine Zwei-Klassen-Gesellschaft bzw. Hierarchisierung auf dem Areal, die der Grundidee eines offenen Ortes entgegensteht.

Da die Gastronomie in Form einer Kantine auch ein Ort des kreativen, kollaborativen Arbeitens ist, ginge mit der Einrichtung eines hochwertigen Restaurants an dieser Stelle neben einer attraktiven Fläche auch ein wichtiger Ort der Kulturproduktion verloren.

 

4. Slogan „The Raw Room“ – Anforderungen an die Sanierung

Die Teilnehmenden forderten, die Rohheit der Räumlichkeiten bei der Sanierung zu belassen (Backsteinmauern, Beton etc.). Die Räume sollten unfertig bleiben, um etwas Neues „wachsen“ zu lassen. Dies wurde als „wandelbare Raumgestaltung“ bezeichnet, eine fortlaufende Gestaltung und Schichtung des künstlerischen Schaffens.

Hintergrund: Anmerkungen aus dem bisherigen Prozess

Von Seiten der Teilnehmenden wird befürchtet, dass bei der Instandsetzung eine Luxussanierung vorgenommen werden könnte und dabei alle Spuren der Geschichte, die den Ort ausmachen, beseitigt würden.